Das kleine Team von Tibet Tshoesem besteht aus fünf ehrenamtlichen Mitarbeitern, die alle hauptberuflich in anderen Bereichen tätig sind und die Arbeit für die Hilfsprojekte in ihrer Freizeit tun. Wir besitzen keine Vereinsräume und sind daher online miteinander verknüpft, natürlich auch mit unseren Mitarbeitern vor Ort, in Nepal und Indien. Unser Verein wurde im Vereinsregister als gemeinnützigen Zwecken dienend anerkannt und eingetragen. Spenden können steuerlich geltend gemacht werden.
Wofür wir uns einsetzen
Nepal und Indien gehören zu den ärmsten Ländern der Welt. Sie sind geprägt von einer hohen Analphabetenrate, einer katastrophalen medizinischen Versorgung in einem maroden Gesundheitssystem, besonders in den entlegenen ländlichen Regionen, einem Mangel an schulischen Einrichtungen auf der einen und extrem hohen Schulgebühren für gute Privatschulen auf der anderen Seite, sowie dem oft fehlenden Zugang zu Dingen der Grundversorgung wie Wasser, ausreichend Lebensmittel und einem Dach über dem Kopf.
Mit einem umfassenden Patenschafts-Projekt und verschiedensten Hilfsaktionen möchten wir jenen Menschen helfen, die von der Armut am schlimmsten betroffen sind. In erster Linie setzen wir uns hierbei für tibetische Flüchtlinge in Indien und Nepal ein, doch auch für Angehörige anderer Volksgruppen, Ethnien der Himalaya-Region, Indern, Nepalesen.
So sehen wir uns in der Reihe der vielen kleinen und großen Hilfsorganisationen als ein weiteres Bindeglied in dem gemeinsamen Bemühen die Welt ein bisschen besser zu machen und Leid zu lindern. Was mit dem Tropfen auf den heißen Stein anfing, einem Hausbau hier, ein paar Patenschaften dort, ist gewachsen und heute betreuen wir über 240 Patenschaften, haben 7 Häuser aufgebaut – 2 weitere befinden sie derzeit im Bau – und haben bereits zahlreiche Menschen mit Aktionen in Notfallsituationen, meist für medizinische Eingriffe versorgt.
Unsere Motivation basiert auf dem Slogan der Tibetan Children Villages, der die buddhistischen Werte im Grunde in drei Worten zusammenfasst „others before self“. Daran glauben wir und daher arbeitet das gesamte Vereins-Team mit viel Herzblut und Freude an den Projekten. Auch wenn die Verbesserung der Lebensbedingungen der Bedürftigen in Nepal und Indien an erster Stelle steht, so ist es uns trotzdem auch ein besonderes Anliegen auch unsere Unterstützer, Paten und Mitglieder glücklich zu machen. Wir bemühen uns um umfangreiche Berichterstattung – auf unserer Webseite und in persönlichen Mitteilungen – und versuchen die Unterstützer am Leben der Menschen teilhaben zu lassen, denn eine Spende ist – wie das Sammeln von Spenden – immer viel mehr als nur ein gewisser Geldbetrag in einer Notsituation. Sie kommt von Herzen, ist motiviert von Mitgefühl und Interesse und dafür möchten wir so viel wie möglich zurückgeben.
Wie alles begann
Die 1. Vorsitzende Konny Lama berichtet:
Als Ethnologin hat es mich schon immer in die Ferne gezogen und als buddhistische Praktizierende steht Asien natürlich an erster Stelle, doch nach Indien kam ich zum ersten Mal erst im Oktober 2015.
Es ging nach Dharamsala im Norden von Himachal Pradesh. Upper Dharamasala, eher bekannt als Mcleod Ganj, schmiegt sich an die Hänge des Dhauladhar-Gebirgszuges, einem Ausläufer des Himalaya und ist der Sitz des Dalai Lama und der tibetischen Exil-Regierung.
Dort verbrachte ich ein paar Wochen in dem tibetisch-buddhistischen Kloster Tse Chokling – dieses unterstützen wir seit Vereinsgründung mit einem Patenschafts-Programm und unterschiedlichen Hilfsaktionen –, wo ich den Mönch Tenzin Nyima kennenlernte, der später mein Mann werden sollte. Er erzählte mir von seinem Heimatdorf Briddhim im Norden Nepals an der tibetischen Grenze, von seinen vielen Geschwistern, die größtenteils im Kindesalter verstorben waren, den unbeschreiblich harten Lebensbedingungen, wie er als 8-Jähriger in Kathmandu mit harter Arbeit ein wenig Geld verdiente um seine gehbehinderte Schwester zu versorgen und dann mit 14 ins Kloster ging. Obwohl er als Mönch überhaupt kein Geld besaß baten ihn seine arme Schwester, die einem der ärmsten Viertel in Kathmandu lebte und sein Bruder Yugyal in Briddhim immer wieder um Hilfe. Yugyal hatte ein halbes Jahr zuvor, durch das schreckliche Erdbeben, das am 25. April die Himalaya-Region erschütterte, außer seinem Leben, alles verloren. Seitdem lebte er mit seiner Frau in einer provisorischen Wellblechhütte.
Eigentlich war meine Asienreise für das Frühjahr 2015 geplant und sollte in Nepal starten. Die Pläne änderten sich und so wurden meine Freunde und ich von dem Erdbeben verschont, doch es war schrecklich allein die Nachrichten zu hören.
Damals noch im Tibetisch-Buddhistischen Zentrum Tendar Chöling in Berlin ehrenamtlich tätig, gehörte ich zu einem Team, das ein Patenschafts- und verschiedene Hilfsprojekte für Tibeter in Ost-Tibet und in Südindien betreute. Das Zentrum startete umgehend eine Hilfsaktion für die Erdbebenopfer und die Spenden schickten wir an Geshe Sonam Wangchen in Kathmandu, einen tibetischen Mönch, der zusammen mit dem Leiter des Zentrums viele Jahre im Kloster Sera in Südindien gelebt und gelernt hatte.
Aus dem ersten Impuls heraus mich einer Hilfsorganisation anzuschließen und sofort nach Nepal zu reisen um den Erdbebenopfern vor Ort zu helfen, wurde leider nichts, da mein Arbeitgeber nicht mitspielte und so versuchte ich zusammen mit dem Team mein bestes von hier aus zu tun.
Ein halbes Jahr später aber traf in Dharamsala dann schließlich auf Nyima und andere Menschen, deren Familien direkt vom Erdbeben betroffen waren und ihre Geschichten ließen mich nicht mehr los. Zurück zuhause in Berlin sammelte ich ein paar private Spenden, doch um umfassender und auf lange Zeit helfen zu können, musste etwas geschehen. Die Idee einen eigenen Verein zu gründen war geboren.
Wie wir helfen
Die Tibeter sind ein Volk, das ins Exil gedrängt wurde und das ausgerechnet in seiner Heimat der eigenen Identität beraubt wird. Obwohl wir kein religiöser Verein sind, liegt uns die buddhistische Lehre, der Dharma, am Herzen und wir sind der Überzeugung, dass die buddhistischen Werte von enormer Bedeutung für das Miteinander im kleinsten Familien- und Freundeskreis wie auch auf internationaler Ebene sind, Lösungen für Konflikte jeder Art bieten und ein Segen für alle Wesen sind.
Zudem ist der Status der Tibeter gerade auch in Nepal und Indien in vielen behördlichen Angelegenheiten nicht viel mehr als eine Duldung und die Exilregierung hat nicht die Mittel um überall einzuspringen. Daher setzen wir uns besonders auch für tibetische Nonnen und Mönche ein. Neben der Hilfe für eine Grundversorgung ist es hierbei unser Ziel, ihnen ein Leben gemäß ihrer Traditionen zu ermöglichen und so auch den Erhalt der tibetischen Kultur und Sprache zu unterstützen.
In Indien unterstützen wir das Kloster Tse Chokling mit einem Patenschafts-Programm für eine gute medizinische Versorgung und wir helfen bei der Sanierung von baufälligen Elementen des Klostergeländes. Zu Beginn hatten wir eine Solaranlage finanziert, dank derer es endlich mehr Strom gibt, haben den alten, morschen Tempelboden erneuern lassen und bei der Sanierung der Treppe geholfen, die vom Kloster ins Dorf Mcleod Ganj führt. Seit dem starten wir immer wieder neue Hilfskationen für das Kloster, womit wir letztendlich auch zum Erhalt der buddhistischen Lehre beitragen.
Neben den Ordinierten helfen wir aber auch Familien bei der Finanzierung der Schulgebühren ihrer Kinder. In Indien geborene Kinder von Exil-Tibetern sind nicht mehr – wie ihre Eltern nach der Flucht aus Tibet – von den Gebühren befreit und so ist es für viele Familien schwer für die Gebühren aufzukommen. Besonders während der Corona-Pandemie war es zudem für viele Menschen nicht mehr möglich überhaupt etwas zu verdienen. Die meisten der Bedürftigen, die wir unterstützen, haben keine Schulausbildung, sind Analphabeten und in Indien wie auch im bitterarmen Nepal mit enormer Arbeitslosenquote ist es für sie einfach unmöglich eine Arbeit zu finden, mit der sie sich selbst aus der Armut befreien können. Auch ihre Kinder können nur mit Hilfe von außen den Armutskreislauf durchbrechen. Wir versuchen Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten, finanzieren Schul- und Studiengebühren und helfen so lange, bis die Menschen wieder auf eigenen Beinen stehen können.
Mit unseren Projekten sind wir an verschiedenen Orten tätig: im Raum Dharamsala im nord-indischen Himachal Pradesh, in Nepal in der Hauptstadt Kathmandu, in der süd-nepalesischen Region Chitwan, sowie im Raum Briddhim im Norden Nepals an der tibetischen Grenze.
In Briddhim geht es um den Neubau der durch das Erdbeben und andere Naturkatastrophen wie Lawinen, zerstörten Häuser. Wir helfen in medizinischen Notfällen und bei der täglichen Grundversorgung von Familien und alten Menschen und sorgen mit einem Schul-Patenschafts-Projekt für die Schul- und weitere Ausbildung der Kinder ärmster Familien.
In Kathmandu unterstützen wir das Dickyi Tsering Home, ein Kinderheim der Dachorganisation Hope & Challenge, in dem Kinder ärmster Familien aus ganz Nepal ein fürsorgliches Zuhause finden und zur Schule gehen können. Viele von ihnen haben zuvor unter schrecklichen Bedingungen auf der Straße gelebt.
Die Gründung des Kinderheims nahm ihren Anfang bei einem Treffen mit Geshe Sonam Wangchen, dem Leiter von Hope & Challenge, im Januar 2017 im indischen Bodhgaya. Wir hatten an einem Teaching des Dalai Lama dort teilgenommen und waren Geshe la zufällig über den Weg gelaufen. Nach der Hilfsaktion für die Erdbebenopfer knapp zwei Jahre zuvor, war er uns in guter Erinnerung, doch wir hatten uns vorher noch nie persönlich getroffen.
Sofort erzählte er uns von seiner Idee ein Kinderheim aufzubauen, wo er Kinder versorgen wollte, denen er bisher nur mit Mahlzeiten in seiner Suppenküche helfen konnte. Um ein solches Projekt aufzubauen, waren jedoch weit mehr Spenden notwendig und er suchte nach Unterstützern. Wir waren begeistert von der Idee und zusammen mit Vertretern des Vereins Blütenherzen, die ebenfalls mit uns in Bodhgaya unterwegs waren, machten wir uns umgehend an die Planung. Nachdem ein Haus gefunden und erste Spenden für Miete und Einrichtung da waren, konnten wir auch schon Patenschaften organisieren. Heute leben bereits über 100 Kinder im Heim.
Ein weiteres Heim von Hope & Challenge, das Pflege- und Altenheim Metta Nepal Elderly Caring Home, wurde 2019 gegründet. Hier unterstützen wir Pflegebedürftige, die selbst nicht in der Lage sind zu arbeiten und die keine Angehörigen haben oder zumindest niemanden, der ihnen helfen könnte.
Zusätzlich unterstützen wir auch weitere Kinder und Jugendliche in Kathmandu und in Chitwan um ihnen eine Schulausbildung zu ermöglichen und auch mittellosen Erwachsenen, Familien und Ordinierten außerhalb von Klöstern leisten wir dort mit Patenschaften bzw. Sonderhilfsaktionen Unterstützung.
Mit unserem Online-Shop, in dem wir Spendenartikel aus Nepal und Indien verkaufen, sammeln wir zusätzliche Gelder für unsere Sonderhilfsaktionen. Mitgliedsbeiträge helfen uns Überweisungsgebühren zu finanzieren. Wir arbeiten unermüdlich daran, immer mehr Menschen zu helfen und wünschen uns, dass aus dieser positiven Motivation und den Hilfsprojekten viel Heilsames für alle Wesen entstehen möge.
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